Datei für Sexualstraftäter?, Vorschlag von Sachsens Innenminister Einstellungen

[Max]

Hallo,

es paßt zwar nicht 100% zur Themenüberschrift, aber zur Thematik und schon erfolgten Diskussion.

Es ist sicher bekannt, daß in Leipzig der 9-jährige Junge Mitja ermordet wurde.

Sachsens Innenminister Albrecht Buttolo (CDU) regt nun eine öffentliche Datei für Sexualstraftäter an.

Dies stößt auf (scharfe) Kritik.

Quelle und zum Artikel

Was meint ihr dazu? Ich finde den Vorschlag nicht schlecht, allerdings halte ich eine Internetdatei für gefährlich. Gut wäre, wenn Eltern über die Wohngebiete in denen sie mit ihren Kindern leben und über das Umfeld wo sich ihre Kinder tagsüber aufhalten (Kindergarten, Schule z.B.), Auskunft bekommen könnten.

Gruß Max

[hypnosekroete]

Was meint ihr dazu? Ich finde den Vorschlag nicht schlecht, allerdings halte ich eine Internetdatei für gefährlich. Gut wäre, wenn Eltern über die Wohngebiete in denen sie mit ihren Kindern leben und über das Umfeld wo sich ihre Kinder tagsüber aufhalten (Kindergarten, Schule z.B.), Auskunft bekommen könnten.

Erstens führt so eine Datei in Zweifelsfall zu weiteren Straftaten (Lynchjustiz) und zweitens halt ich das für ein völlig stumpfes Schwert bei der Mobilität in unserer Gesellschaft.
Was soll denn die Konsequenz sein, wenn man feststellt, das im eigenen Dorf ein Pädophiler lebt? Selber umziehen oder lieber (natürlich mit Hilfe der Dorfgemeinschaft) so lange mobben, bisser selber umzieht/sich vorn Zug schmeißt?

Ich kann mir echt beim besten Wilen nicht vorstellen, wie so eine Datei auch nur ein einziges Verbrechen verhindern soll.

Besser sollten die Geldmittel und die Arbeitskraft die in dieses Register fließen dafür Ausgegeben werden, denen, die schon Opfer geworden sind zu helfen.

Oder in richtige Prävention, so wie hier

Edit: Rechtschreibüng

Der Beitrag wurde von hypnosekroete bearbeitet: 07.03.2007, 20:57

[StormRider]

Gab's öffentliche Pranger nicht bereits im Mittelalter (13. Jahrhundert) und wurden später abgeschafft? Ach nee - wir leben ja immer noch im Mittelalter; nur die Begriffe haben sich geändert und die Methoden wurden leicht angepasst .

Ich halte weder etwas von einem Pranger noch von einer öffentlichen Datei. Den Schaden, den man damit anrichtet, übersteigt m.E. den nichtvorhandenen Nutzen. Ich halte das ganze für eine Art blinden Aktionismus von inkompetenten Politikern oder Polizeichefs - hauptsache was gesagt, auch wenn's nichts taugt.

Man solle die Sünde bekämpfen, aber nicht den Sünder - hat mal irgendjemand gesagt...

Man möge aber bitteschön aus meinen Worten nicht schließen, dass ich Straftaten jedweder Art gutheiße!

mfg
StormRider

[hypnosekroete]

Ich halte das ganze für eine Art blinden Aktionismus von inkompetenten Politikern oder Polizeichefs - hauptsache was gesagt, auch wenn's nichts taugt.

Recht hast Du...
Die Idee kommt wahrscheinlich aus der selben Kiste wie das "Killerspiele"-Verbot und der Energiesparlampenzwang. Ich bin gespannt, was die noch so auf Lager haben.

[Gorgo]

Hallo,

es paßt zwar nicht 100% zur Themenüberschrift,

Genau, außerdem war der gewählte Thread uralt, lassen wir ihn ruhen.

Deshalb bekommst du nun einen eigenen Thread und ein eigenes Topic. Wenn dir die Überschrift wieder nicht gefällt, darfst du sie gern ändern bzw. mir mitteilen wie ich sie ändern soll.

[MyThinkTank]

Das sächsische Vorhaben ist eindeutig verfassungswidrig und verstößt darüber hinaus gegen eine Reihe weiterer Bundesgesetze. Ich finde es bedrückend, zu welch schwachsinnigen populistischen Äußerungen sich manche Politiker in verantwortungsvollen Positionen hinreißen lassen. Leider ist es häufig eine recht explosive Mischung aus sachlicher Ahnungslosigkeit, Medienpopulismus und Beratungsresistenz - natürlich alles mit guten Absichten. Und so versucht man ein komplexes Problem mit einer ganz einfachen Lösung zu beseitigen - und diese Lösungen sind bekanntermaßen immer falsch.

Ob eine zentrale, bundesweite Erfassung von entsprechend verurteilten Straftätern erfolgen soll, ist eine Frage, die die Innenministerkonferenz in Zusammenarbeit mit einschlägigen Fachleuten lösen sollte. Der Zugriff auf eine solche Datei sollte dabei an eine richterliche Genehmigung gebunden sein - damit nicht jeder beliebige Beamte darauf Zugriff hat (Dann finden sich die Daten nämlich ganz schnell im Internet wieder, möglicherweise noch manipuliert ... ).
Und man muss sich darüber hinaus im Klaren sein, dass eine solche Datenbank keine pädophilen Straftaten verhindert . Sie erlaubt es nur, die möglichen Verdächtigen nach einer Tat schneller ausfindig zu machen. Die Erfahrungen in GB zeigen, dass sich kaum entsprechend veranlagte Täter von ihrer Tat abhalten lassen, nur weil das Ergreifungsrisiko gestiegen ist. Man kann höchstens hoffen, einzelne Täter zu finden, die auffällig sind, bevor sie erneut schwere Straftaten begehen (und das besitzt nur eine geringe Wahrscheinlichkeit).

Der von mir im vorigen Absatz genannte Punkt ist jener, der in der öffentlichen Diskussion immer wieder übersehen wird und der von den Vertretern einer "Pranger"-Regelung schlicht ignoriert wird. Intellektuell ein Armutszeugnis.

MyThinkTank

[Heike]

Die Täter und Täterinnen kommen zu über 90 % aus dem sozialen Nahbereich der Opfer!
Väter, Stiefväter, Brüder, Lehrer, Pfarrer, Mütter, Onkel, Babysitter, Freunde der Großeltern, Großväter, Tanten, Trainer, Erzieherinnen, Therapeuten, Nachbarn, Ärzte - sprich unauffällige und "anständige" Bürger und Bürgerinnenn missbrauchen Kinder und Jugendliche. Dementsprechend ist der Tatort meist eine dem Kind vertraute Umgebung. Die Übergriffe finden also an Orten statt, an denen sich Kinder normalerweise besonders sicher und geborgen fühlen dürfen sollten.
......
Aus der Beratungspraxis ist bekannt, dass ein Kind bis zu 7 Personen ansprechen muss, bevor ihr/ihm geholfen wird

Quelle: http://www.aktiv-gegen-sexuelle-gewalt.de/...ahlenfakten.htm

so eine Liste wäre doch nur ein Alibi, um beruhigt sagen zu können: "Wir haben doch alles getan".
Viel mehr wäre getan, wenn mehr Menschen in der Lage wären, die Hilferufe "zwischen den Worten" der Opfer zu hören und dann zu helfen.

zwar etwas älter, aber sicherlich grundsätzlich immer noch richtig:
Morde und Sexualmorde an Kindern und Jugendlichen in Deutschland (1996-2001)

Mein Leben

Aufgewachsen bin ich in einer Familie mit noch drei weiteren, wesentlich älteren Geschwistern. Eine scheinbar ganz normale Familie, um deren Gunst ich ein Leben lang gekämft habe. Doch einer war zuviel und das war ich.

Man erzählte mir immer, ich wäre ein Wunschkind. Ein Wunschkind das mit sechs ? Jahren missbraucht wurde. Aus den eigenen Reihen, immer und immer wieder, im Urlaub von den Cousins.

Niemanden sollte ich jemals etwas vom Missbrauch erzählen und tat es doch. Ich erzählte es meinem Bruder nicht meinen Eltern, denn vor denen hatte ich Angst.............................

Mein Vater hingegen nahm sich das, was er von meiner Mutter nicht bekam. Missbrauch, Vergewaltigung (Freitags), an den anderen Tagen versuchte ich für ihn unsichtbar zu sein. Vergebens, entweder brüllte er mich an, oder knallte mir eine.

Quelle

mehr private Seiten zum Thema Mißbrauch

[StormRider]

Ich wußte bis Dato gar nicht, dass der Bundesbeauftragte für den Datenschutz hier mitliest - hat der einen Account?

StormRider: Gab's öffentliche Pranger nicht bereits im Mittelalter (13. Jahrhundert) [...] Ich halte weder etwas von einem Pranger noch von einer öffentlichen Datei. Den Schaden, den man damit anrichtet, übersteigt m.E. den nichtvorhandenen Nutzen.

Peter Schaar, BDSB: Der Internet-Pranger sei nicht besser als der öffentliche Pranger im Mittelalter, meint Schaar. [und weiter oben] Zudem stelle sich die Frage, inwieweit eine solche Maßnahme überhaupt besseren Schutz vor Straftätern biete.

Hier findet man den ganzen Text, aus dem ich zitiert habe: http://www.heise.de/newsticker/meldung/86399

Aber zur Zeit werden Datenschützer nicht besonders gerne berücksichtigt. Mal schauen, wie das weitergeht im Panoptikum Plenum.

mfg

StormRider